Ausgabe vom 29.12.2024
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,
die dringend notwendige Energiewende stockt derzeit, Grund genug, sich zu fragen, was wir selber für unser Klima tun können.
Anbei zwei Egelsbacher Beispiele für einen Heizungswechsel, weg vom Gas, hin zu regenerativer Energie, einer Wärmepumpe.
Beispiel 1: Reiheneckhaus, Baujahr 1984
Vor 2-3 Jahren begann unsere mehr als 20-jährige Gasheizung Probleme zu bereiten, da sie sich nicht mehr einstellen und steuern ließ. Ersatzteile waren nicht mehr zu bekommen, also standen wir vor der Entscheidung, eine neue Heizung kaufen zu müssen. Zur Alternative standen Gasheizung oder Wärmepumpe.
Trotz der vordergründigen Vorteile einer neuen Gasheizung, geringerer Kaufpreis, leichterer Einbau, da nur Kesseltausch und schnelle Verfügbarkeit, fiel die Entscheidung zugunsten einer Luft-Luft-Wärmepumpe:
Der höhere Preis wird durch Förderprogramme erheblich gesenkt.
Der Gaspreis wird in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen, bis hin vielleicht zur Nichtverfügbarkeit in 15 Jahren. Strom hingegen bleibt verfügbar und wird durch Ausbau erneuerbarer Energien immer kostengünstiger.
Nachdem ein Energieberater aus Langen den Zustand unseres Hauses aufgenommen hatte und die technische und wirtschaftliche Eignung einer Wärmepumpe dokumentiert hatte, ging es an die Auswahl eines Lieferanten.
Voraussetzung war für uns, dass die Sanitärfirma bereits Erfahrung mit dem Einbau vorn Wärmepumpen haben und möglichst in direkter Nähe ansässig sein sollte.
Nachdem diese in Egelsbach gefunden war und ihr Angebot abgegeben hatte, wurde durch einen Spezialisten die genaue Konfiguration der gewählten Wärmepumpe ermittelt, der notwendige Förderantrag gestellt und dann begann das Warten…
Viele Hersteller waren 2022/2023 auf die Nachfrage nach Wärmepumpen noch nicht eingestellt, sodass die Lieferzeit über ein Jahr betrug. Mitte Dezember 2023 war es dann soweit: Alte Heizung komplett raus, neue Heizung rein, Außengerät und Innengerät montiert, neuen Warmwasserbehälter rein und Inbetriebnahme.
Da wir echten grünen Strom von naturstrom beziehen, ist unser Haus seit diesem Jahr klimaneutral!
Und die Heizkosten?
Der Gesamtverbrauch, in Kilowattstunden (kWh) gemessen, sank für den gesamten Strom- und Gasverbrauch von 2023 zu 2024 um über 50%! Durch die unterschiedlichen Kosten für 1 kWh Strom und 1 kWh Gas sanken die Kosten dabei um ca. 23%, durch den Einsatz eines Balkonkraftwerks sogar um ca. 29%. Dadurch ist der Betrieb der Wärmepumpe, trotz ihrer höheren Anschaffungskosten, nach ca. 8 Jahren günstiger als eine Gasheizung. Und das auf der Basis heutiger Strom- bzw. Gaskosten!
Fazit: Die persönliche Energiewende ist machbar, nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand. Die Wärmepumpe ist dabei im Betrieb wesentlich günstiger als eine Gasheizung. Wichtige Voraussetzung sind ein guter Energieberater und ein guter Sanitärbetrieb, der gerade in den ersten Wochen beratend zur Seite steht.
Ausblick: Als nächsten wird geprüft, inwieweit der zusätzliche Einsatz einer Solarthermieanlage den Stromverbrauch für die Warmwasserbereitung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten weiter senken kann.
Beispiel 2: freistehendes Fachwerkhaus, Baujahr ca. 18. Jhd.
Wir konnten wirklich stolz sein auf unsere alte Gasheizung. 35 Jahre lang hatte sie uns zuverlässig treue Dienste geleistet. Das Bewussstsein, dass dies nicht immer so weiter gehen kann, ließ mich überlegen, welches hier wohl das beste zukunftsweisende Heizungssystem sein könnte. Und da stolperte ich über eine Analyse des hoch angesehenen Fraunhofer Instituts, das über viele Jahre hinweg den Einsatz von Wärmepumpen in garnicht oder wenig isolierten Häuser auf ihre Tauglichkeit und ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht hatte.
Die Kernaussage „es geht, es ist umweltfreundlich und wirtschaftlich vorteilhaft“ war überraschend, denn schließlich widersprach das dem oftmals zu hörenden (Vor-)urteil, dass dies nur in Häusern mit hohem Dämmstandard sinnvoll sei. Und ich habe ein Fachwerkhaus auf einem Dämmstandard von Mitte der 80er Jahre und eine neue Isolierung – nur innen – schied für mich aus.
Wem sollte ich jetzt glauben? Dass an dem positiven Urteil des Forschungsinstituts was dran sein könnte war ich gerne geneigt zu glauben, sind doch Wärmepumpen in Skandinavien seit vielen Jahren Standard und da wird es bekanntlich im Winter deutlich kälter als bei uns. Aber wirtschaftlich?
Als erstes machte ich mich an einen Selbstversuch. Ich senkte die Vorlauftemperatur unserer Gasheizung einen Winter lang auf 55 Grad und siehe da: alle Zimmer wurden ausreichend warm und auch die Radiatoren im 1. OG lieferten ausreichend Wärme. Da die Wirtschaftlichkeit bei der eingestellten Vorlauftemperatur ebenso gegeben sei – so das Fraunhofer Institut – wagte ich den Selbstversuch.
Ein ortsansässiger Heizungsmonteur wurde beauftragt und innerhalb von 4 Tagen im Dezember 2023 waren Heizung und Brauchwassererwärmung an die neue Wärmepumpe angeschlossen. Das erste was wir nach Inbetriebnahme taten war, die Heizung sofort runterzuregeln, denn plötzlich hatten wir 23 Grad im Haus und liefen in T shirts rum. Damit war klar: warm genug wird’s auf jeden Fall! Auch unser Heizverhalten änderte sich komplett. Hatten wir früher zielgenau darauf geachtet, die Wohnräume nur dann voll zu heizen, wenn wir sie auch benutzten und heizten mit dem Kachelofen noch oftmals zu, so lieferte die Wärmepumpe nun gleichmäßig und kontinuierlich die erforderliche Wärme – und das mit Ökostrom auch umweltfreundlich. Aber war das jetzt auch einigermaßen wirtschaftlich?
Ich startete eine genaue Analyse der Verbrauchsdaten, die mir dank passender App taggenau zur Verfügung standen. Ich ermittelte den Strombedarf für die Wärmepumpe und die damit einhergehenden Kosten und stellte diese den kalkulatorischen nun nicht mehr anfallenden Kosten (zu aktuellen Preisen) für das Gas gegenüber. Und jetzt nach 1 Jahr kann ich sagen: Meine Gesamtkosten für den Energieverbrauch sanken um 40%.
Natürlich waren die Stromkosten jetzt deutlich höher als früher aber dafür sanken die Kosten für Gas auf NULL – und umweltfreundlich heizte ich jetzt auch.
Was gibt es noch zu berichten?
Nun, das Antragsverfahren für die Zuschüsse von Wärmepumpen lief schnell und komplikationslos, die angeblich so lauten Geräusche einer Wärmepumpe im Betrieb kann ich nicht vermelden und da ich zusätzlich noch eine Photovoltaikanlage auf dem Scheunendach installieren ließ (das geht auch mit Denkmalschutz!), deren positiven Effekt ich in meinen Berechnungen noch komplett außen vor gelassen habe, kann ich heute sagen: Es geht, es ist günstig im Verbrauch, umweltfreundlich und dabei angenehm warm.
Wir freuen uns, interessierten Leserinnen und Lesern nähere Informationen zu geben.
Mail genügt an kontakt(at)gruene-egelsbach.de
Ansonsten war dies die letzte Egelsbacher Mail in 2024. Wir kommen wieder in 2025 und wünschen allen einen guten Rutsch!
Grüne Grüße
Ihre Egelsbacher Grünen
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